16.04.2025
⚙️ Gasetagenheizungen umrüsten in Rostock & MV: Warum es nicht die eine Lösung gibt
⚙️ Gasetagenheizungen umrüsten in Rostock & MV: Warum es nicht die eine Lösung gibt
🔍 Einzelne Heizgeräte pro Wohnung sind ein Relikt vergangener Jahrzehnte. Was früher als flexibel und unabhängig galt, wird heute angesichts der Energiewende und aktueller Förderprogramme auch in Rostock, Schwerin und ganz Mecklenburg-Vorpommern zur Herausforderung. Die Umstellung auf erneuerbare Wärme stellt Gasetagenheizungen zunehmend in Frage. Wer heute noch den reinen Ersatz von Gasetagenheizungen setzt, riskiert steigende Kosten, schlechte Effizienz und verpasste Förderchancen in MV.
➡️ In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, welche Techniklösungen sich für Mehrfamilienhäuser in Rostock und Umgebung eignen – und worauf Eigentümergemeinschaften und Wohnungsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern achten sollten.
🧩 1. Der Hintergrund: Technik von gestern im Gebäude von heute
Gasetagenheizungen waren lange Zeit eine einfache Lösung – gerade in Mehrfamilienhäusern. Jede Wohnung hat ihr eigenes Gerät, jeder Nutzer seinen eigenen Verbrauch.
Was früher praktisch erschien, wird heute zunehmend zum Nachteil:
hohe Wartungskosten (für jedes einzelne Gerät)
teilweise keine Ersatzteile mehr
erhöhter Energieverbrauch
keine zentrale Steuerung oder Regelung
veraltete Technik, oft mit niedrigem Wirkungsgrad
🛠️ 2. Warum Gasetagenheizungen an Ihre Grenzen stoßen
🔥 1. Hoher Instandhaltungsaufwand
Jede Wohnung = ein Gerät = Wartung, Schornsteinfeger, Reparaturen. In größeren Häusern summieren sich diese Kosten massiv – bei schlechterer Gesamteffizienz.
📉 2. Keine Optimierung im Bestand möglich
Ein zentrales Wärmesystem lässt sich optimieren – mit Pufferspeicher, Solarunterstützung, Regelungstechnik. Einzelne Etagenheizungen nicht.
⛽ 3. Veraltete Technik ohne Zukunft
Viele bestehende Geräte sind nicht auf dem aktuellen Stand – mit entsprechendem Energieverbrauch und CO₂-Ausstoß. Förderfähig sind sie schon lange nicht mehr.
🧱 3. Welche Alternativen bieten sich an - speziell in Rostock und MV?
Die passende Lösung hängt vom Gebäude, der Eigentümerstruktur und dem Sanierungsumfang ab. Besonders bei älteren Mehrfamilienhäusern in Stadtteilen wie KTV, Reutershagen oder Stadtmitte ist der bauliche Bestand entscheidend. Zunächst stellt sich die Grundsatzfrage: zentrale oder dezentrale Wärmeversorgung?
Zentral bedeutet:
Eine gemeinsame Heizungsanlage im Keller mit Verteilung über Steigleitungen. Dafür braucht es Platz in den Wohnungen (Vorlauf, Rücklauf, ggf. Warmwasser/Zirkulation).
Dezentral bedeutet:
Jede Wohnung behält eine eigene Erzeugungseinheit. Keine Steigleitungen, aber dafür mehrere Einzelanlagen.

Im Folgenden sprechen wir kurz und knapp über möglichen Lösungsansätze.
Zentrale Wärmepumpe
Kurzbeschreibung:
Hierbei wird in einem Technikraum eine Wärmepumpe installiert. Diese kann entweder Luft, das Erdreich oder in Ausnahmefällen auch Wasser oder Abwasser als Wärmequelle nutzen. In den aller meisten Fällen kommen Luft/Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz. Hierfür muss in Bezug auf Schallschutzanforderungen ein geeigneter Aufstellort für die Außeneinheit gefunden werden. Die Wohnungen werden dann über eine Steigleitung mit der Erzeugungsanlage verbunden. Dafür ist erhöhter Arbeitsaufwand in den Wohnungen erforderlich und einige Nebenarbeiten wie zum Beispiel Trockenbauarbeiten sowie Maler- und Tapezierarbeiten nötig.
Das Warmwasser kann dabei zentral erzeugt und verteilt werden. Dann ist aus hygienischen Gründen eine Zirkulationsleitung vorzusehen, welche mit 60°C rund um die Uhr versorgt werden muss. Wärmepumpen liefern mittlerweile entsprechen hohe Temperaturen, allerdings mit etwas geringerer Effizienz.
Warmwasser kann auch dezentral über Wohnungsstationen erzeugt werden. Aufgrund des geringen Wasservolumens, welches dann in den Warmwasserleitungen vorherrscht, kann auf eine energetisch aufwendige Zirkulation meist verzichtet werden.
Voraussetzungen:
Platz für Technik
Dämmstandard mind. mittelmäßig
Aufstellort bei Luft/Wasser-Wärmepumpe (Schallschutz)
Vorteile:
niedrige Betriebskosten
förderfähig
zentral steuerbar
Herausforderungen:
Eingriffe in Wohnungen, Koordination
höhere Anfangsinvestition
Fazit: Ideal, wenn das Gebäude einigermaßen gedämmt ist, größerer Sanierungsaufwand kein Problem ist und Aufstellmöglichkeiten vorhanden sind.
Zentrale Fernwärmeversorgung
Kurzbeschreibung:
Insbesondere in städtischen Gebieten eine potenzielle Option. Beachten Sie hier den Anschlusszwang den es in einigen Kommunen gibt. Hier wird zentral eine Übergabestation installiert. Diese entnimmt den Wärmenetz sozusagen immer die Wärmemenge, die vom Gebäude benötigt wird. Genauso wie bei der zentralen Wärmepumpen muss eine gemeinsame Verteilung inkl. Steigleitungen und Schacht hergestellt werden.
Voraussetzungen:
Fernwärmeanschluss möglich
Platz für Technik (Hausanschlussraum)
Vorteile:
überschaubare Investitionskosten
Mietmodelle für Übergabestation möglich
Herausforderungen:
Eingriffe in Wohnungen, Koordination
keine kostenfreien Energiequellen (z.B. Umweltwärme) genutzt
meist keine Kosteneinsparung zu Gasanlage
Zentrale Hybridlösung (Gas + Wärmepumpe)
Kurzbeschreibung:
Eine gute Zwischenlösung für wenige gedämmte Objekte: Wärmepumpe übernimmt Grundlast, Gas den Rest. Reduziert Emissionen und verbessert die Jahresarbeitszahl.
Voraussetzungen:
größerer Platz für Technik
Aufstellort Wärmepumpe
Vorteile:
höhere Vorlauftemperaturen möglich, dadurch meist kein Heizkörpertausch
Abdeckung des größten Anteils über die Wärmepumpen
Herausforderungen:
Eingriffe in Wohnungen
Einregulierung der Anlagen zum Optimum
Dezentrale Abluftwärmepumpen
Kurzbeschreibung:
In jeder Wohnung des Gebäudes wird eine Wärmepumpe installiert. Diese nutzt die Abluft der Wohnung als Wärmequelle und wandelt diese mit Hilfe von Strom in Wärmeenergie um. Der Einsatz ist allerdings an einige Voraussetzungen geknüpft. Es muss eine sehr niedrige Heizkreistemperatur sichergestellt werden, um auf gute Jahresarbeitszahlen zu kommen. In der Regel werden hier 35°C Vorlauftemperatur angestrebt. Dies ist nur bei gut gedämmten Gebäuden bzw. Flächenheizungen möglich. Eine Alternative sind sogenannte Wärmepumpen-Heizkörper, welche allerdings einen Stromanschluss für die integrierten Lüfter benötigen. Weitere Voraussetzung ist ein ausreichender Luftvolumenstrom in der Wohnung. Da die Abluftwärmepumpe die Abluft nutzt, müssen hier entsprechende Luftmengen gewährleistet werden. Unter 50 m² Wohnfläche wird dies meist sehr schwierig.
Voraussetzungen:
niedrige Heizkreistemperaturen (35/28°C)
ausreichende Luftvolumenströme
ausreichende Wohnfläche
Vorteile:
flexible Sanierung je Wohnung
weniger Abstimmungen
Erfüllung GEG
Herausforderungen:
Elektroinstallation muss geprüft werden
höherer Wartungsaufwand, da in jeder Wohnung eine Wärmepumpe steht
Fazit:
Für einige Fälle unter bestimmten Voraussetzungen eine gute Option, die eine hohe Flexibilität schafft.
Dezentrale Luft/Wasser-Wärmepumpen
Kurzbeschreibung:
Eine relativ neue Lösung ist die dezentrale Installation von Luft/Wasser-Wärmepumpen. Hierbei wird ein Innengerät in der Abmessung der bestehenden Gaseinheit installiert und mit dem Außengerät verbunden. Das Außengerät muss entsprechend an der Außenwand oder dem Balkon platziert werden. Man kann sich das in etwa wie Klimageräte in südlichen Ländern vorstellen. Allerdings gibt es einige optische Gestaltungsmöglichkeiten z.B. in dem die Gerätefarbe der Fassadenfarbe entspricht. Vorteil: Hohe Effizienz, meist kein aufwendiges Austauschen der Heizflächen und flexible Umrüstung nach und nach. Nachteile: Kosten und Optik.
Voraussetzungen:
Platz für Außeneinheit
Schallschutz eingehalten
Vorteile:
Niedrige Betriebskosten
flexible Sanierung je Wohnung
Herausforderungen:
Installationsbetriebe finden
Optische Ansprüche
Installation an Außenwand (Schallschutz)
✍️ 4. Warum wird das Thema oft aufgeschoben?
🤔 Typische Ursachen für Verzögerungen:
Eigentümerstruktur: In WEGs ist eine Umrüstung eine Gemeinschaftsentscheidung – komplex, wenn unterschiedliche Interessen bestehen.
Unterschätzte Betriebskosten: Die laufenden Mehrkosten werden oft nicht transparent ausgewiesen.
Fördermittel-Dschungel: Viele wissen nicht, dass es Förderungen für die Umstellung gibt – inklusive individueller Beratung.
Fehlende ganzheitliche Planung: Eine Einzelmaßnahme reicht meist nicht – es braucht ein Gesamtkonzept inkl. Verteilnetzen und Steuerung.
🧠 5. Was Sie als Eigentümer oder Verwalter konkret tun können
✅ 1. Bestandsaufnahme und Energieberatung beauftragen
Wie ist der Zustand? Welche Optionen gibt es? Was kostet es – und was wird gefördert?
✅ 2. Nutzer mitdenken
Gerade in vermieteten Objekten: Welche Lösungen erhöhen Komfort, senken Betriebskosten und lassen sich einfach bedienen?
✅ 3. Fördermittel nutzen
BAFA, KfW und Länderprogramme bieten attraktive Förderungen – insbesondere bei Umstieg auf erneuerbare Energien.
✅ 4. Frühzeitig planen und kommunizieren
Gerade in Eigentümergemeinschaften: Mit klaren Fakten, guten Visualisierungen und einem Planungsteam mit Erfahrung gelingt der Wechsel.
✅ 5. Reduktion als Chance sehen
Weniger Einzeltechnik = weniger Fehlerquellen. Zentralisierung kann Prozesse vereinfachen und die Gesamtwirtschaftlichkeit verbessern.
🏠 Fallbeispiel aus Rostock: Vom Flickenteppich zur zentralen Wärmelösung
Ein Mehrfamilienhaus aus den 30er Jahren mit 6 Etagenheizungen wurde 2024 in Rostock-KTV vollständig umgerüstet:
zentrale Fernwärmeversorgung
neuer Anlage inkl. Warmwasserspeicher im Keller
bestehende Rohrleitungen neu konzipiert
hydraulischer Abgleich für gleichmäßige Wärmeverteilung
➡️ Ergebnis:
Reduktion der Heizkosten um ca. 15 %
kaum Wartungsaufwand
hohe Mieterzufriedenheit durch stabile Wärme und einfache Bedienung
➡️ Warum dieses Projekt als Vorbild für andere Gebäude in Mecklenburg-Vorpommern dient: Die flexible Planung, die Nutzung bestehender Infrastruktur und der koordinierte Eigentümerprozess zeigen, wie auch WEGs in MV erfolgreich umstellen können – mit wirtschaftlich tragbaren Lösungen.
📄 6. Fazit für Entscheider in Rostock und ganz MV: Jetzt handeln und Gebäude individuell betrachten
Es gibt kein Schema F und nicht die Eine Lösung für alle - aber eine Lösung für jedes Gebäude. Zum Beispiel:
Für Eigentümergemeinschaften in MV mit wenig Rücklagen: dezentrale Lösungen mit flexibler Umrüstung
Für größere Wohnanlagen in Städten wie Rostock oder Schwerin: zentrale Wärmepumpe oder Fernwärme
Für kommunale Wohnungsunternehmen in MV: wirtschaftlich optimierbare Hybridlösungen.
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